Frauenrechte
Frauenrechte auf Englisch

 “ Sie führten alle Frauen und Mädchen in einen anderen Raum und fingen mit meiner 14-jährigen Tochter an. Sie weinte und flehte sie an, es nicht zu tun, weil sie noch Jungfrau sei. Aber einer der Männer bedrohte sie mit seiner Pistole und sagte, dass er sie töten würde, wenn sie sich nicht ausziehen würde. Sie wurde drei Mal vergewaltigt. Der Kommandeur vergewaltigte sie zwei Mal und ein anderer Soldat vergewaltigte sie ein Mal. Dann gingen die zwei, die drin waren, nach draußen und die drei, die draußen waren kamen herein und zwangen mich als Nächste. Ich wurde fünf Mal vergewaltigt. Dann... versuchten sie meine 12-jährige Tochter zu vergewaltigen. Aber, ich versuchte sie davon abzuhalten, indem ich sie fest hielt während sie weiter versuchten sie zu schlagen. Wir weinten und sagten, dass wir arme Menschen seien, ohne Feinde. Warum tun sie uns diese Sachen an? Der Kommandeur sagte, „Es ist unsere Wahl. Ihr seid Talib (ein Mitglied der Taliban) und ihr seid Paschtunen.“ Ich mache mir Sorgen um die Zukunft meiner Töchter. Niemand wird meine Töchter heiraten. Es bleibt uns nichts mehr; Heirat und Ehre sind verloren.

HRW Interview mit N., 30 Jahre, Balkh, Afghanistan, befragt am 25.Februar 2002 durch Human Rights Watch


Weltweit leben Millionen Frauen unter Bedingungen, die ihre Menschenrechte auf das Bitterste verletzten. Der einzige Grund; sie sind Frauen.

In Krisengebieten wie Sierra Leone, dem Kosovo, der Demokratischen Republik Kongo, Afghanistan und Ruanda, hat das Militär die Vergewaltigung von Frauen als Kriegswaffe eingesetzt und die Täter so gut wie kaum juristisch belangt. Besonders in Ländern wie Pakistan, Südafrika, Peru, Russland und Usbekistan werden Frauen mit erschreckender Häufigkeit von einem männlichen Familienmitglied misshandelt. Die jeweiligen Regierungen weigern sich oft, zum Schutz der Frauen einzugreifen und die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Greift der Staat ein, so geschieht dies meist nur willkürlich und auf eine Art und Weise, die den Frauen das Gefühl gibt, mitschuldig zu sein. Frauen aus der Ukraine, Moldau, Nigeria, der Dominikanischen Republik, Myanmar und Thailand sind in ihren Heimatländern oft so benachteiligt, dass sie häufig verkauft oder zur Prostitution gezwungen werden. Die jeweiligen Regierungen bemühen sich nur unzureichend darum, Frauenrechte zu schützen und den Menschenhandel zu bestrafen. Aufgrund diskriminierender Arbeitsgesetze bzw. einer diskriminierenden Anwendung der Gesetze haben Frauen in Guatemala, Südafrika und Mexiko große Schwierigkeiten, Arbeit zu finden und zu behalten. Weiterhin benutzen Arbeitgeber in diesen Ländern oft die Ausrede, dass Frauen schwanger werden können, um sie nicht anzustellen. In den USA werden Mädchen auf Grund ihrer lesbischen, bisexuellen oder transsexuellen Veranlagung, oder weil sie den männlichen Standards der Rolle der Frau nicht entsprechen, von ihren Mitschülern diskriminiert. Frauen in Marokko, Jordanien, Kuwait und Saudi-Arabien sehen sich einer durch die Regierung tolerierten Diskriminierung ausgesetzt, die ihre Beteiligung am öffentlichen Leben einschränkt und sie vor dem Gesetz diskriminiert - auch tragen diskriminierende Familiensitten dazu bei.


In vielen Ländern ist der Missbrauch von Frauen systematisch und wird allgemein toleriert, wenn nicht gar explizit verziehen. Gewalt und Diskriminierung von Frauen ist daher ein globales, soziales Übel, ungeachtet des zu verzeichnenden Fortschritts der internationalen Frauenrechtsbewegung, die dafür kämpft, dass der Missbrauch von Frauen erkannt und angeklagt wird.


Wir leben in einer Welt, in der Frauen die elementarste Kontrolle über ihre Körper fehlt. In einer Welt, in der Millionen von Frauen und Mädchen zu Heirat und Geschlechtsverkehr mit Männern gezwungen werden, die sie weder lieben, noch begehren. In einer Welt, in der Frauen sich nicht darauf verlassen können, dass ihr Regierung sie vor Gewalt in der Familie und deren zuweilen tödlichen Folgen schützen wird, wie z.B. durch das erhöhte Risiko von HIV-Infektionen. Weibliche Häftlinge sehen sich sexuellen Übergriffen durch Justizbeamte ausgesetzt. Frauen werden bestraft, wenn sie intime Beziehungen außerhalb der Ehe oder mit einer Person ihrer Wahl (anstatt der Wahl ihrer Familie) eingehen. Ehemänner oder andere männliche Familienangehörige bestimmen über Verhütung. Frauen aus benachteiligten Gesellschaftsschichten werden oft in überproportionaler Zahl von Ärzten und Regierungsbeamten für erzwungene Familienplanungspolitik herangezogen.


Unsere Pflicht als Aktivistin/nen ist es daher diese Politik, die Frauen mundtot macht und gesellschaftlich unterdrückt, aufzudecken und als Menschenrechtsverletzungen zu verurteilen. Wir lehnen daher jedes Gesetz, jede Kultur und jede Religion ab, die Frauen systematisch diskriminieren, von politischer Teilhabe am öffentlichen Leben ausschließen, im Alltag isolieren, ihnen gleiche Scheidungs- und Erbschaftsrechte vorenthalten, oder in anderer Form dazu beitragen, dass Frauen in bewaffneten Konflikten missbraucht oder in den eigenen vier Wänden geschlagen werden. Weiterhin verurteilen wir wenn Frauen bestraft oder getötet werden, nur weil sie Geschlechtsverkehr hatten; wenn Frauen zur Heirat gezwungen werden; sie Aggressionen ausgesetzt sind, weil sie den Vorstellungen geschlechtsspezifischer Normen nicht entsprechen, oder sie von Menschenhändlern verkauft und zu Zwangsarbeit herangezogen werden. Argumente, die diese Menschenrechtsverletzungen verteidigen oder entschuldigen - wie z.B. kulturelle Normen, ‚gesellschaftliche Pflichten' der Frau oder westlicher Imperialismus - können kaum die dahinter steckende Weltanschauung, nämlich dass das Leben von Frauen weniger zählt als das von Männern, verstecken. Kultureller Relativismus, der argumentiert, dass es keine universellen Menschenrechte gibt und dass Rechte kulturspezifisch und durch Kulturen festgelegt sind, bleibt eine bedrohliche Herausforderung für das Recht auf Gleichheit und Würde in allen Lebensbereichen.


Die Frauenrechtsabteilung von Human Rights Watch kämpft gegen die Entmenschlichung und Marginalisierung von Frauen. Wir setzen uns für die Gleichberechtigung von Frauen und für ihre Menschenwürde ein. Die Verwirklichung von Frauenrechten ist ein globaler Kampf, der sich auf die universellen Menschenrechte sowie die Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit stützt. Wir müssen solidarisch zusammenarbeiten, um Traditionen, Praktiken und Gesetze abzuschaffen, die Frauen schaden. Dies ist ein Kampf für das Recht, als Mensch vollkommen gleichberechtigt zu sein, ohne sich dafür entschuldigen zu müssen oder um Erlaubnis zu fragen. Letzten Endes muss es im Kampf für Frauenrechte darum gehen, dass das Leben und die Würde der Frau immer und überall respektiert wird. Konkret bedeutet dies, aktiv gegen Diskriminierung und Gewalt von Frauen zu arbeiten.

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